Langzeitfolgen von Corona – erkennen und handeln
Mario Wilke informiert über die Spätfolgen einer Corona-Infektion, Long Covid und das Post Covid-Syndrom und was dagegen getan werden kann.
Eine Corona-Infektion müsse nicht immer schwerwiegend sein, dennoch können auch bei einem milden Verlauf bisweilen schwerwiegende Langzeitfolgen auftreten. „Untersuchungen und Studien zeigen, dass Erkrankte unter Spätfolgen wie beispielsweise dauerhafter Erschöpfung, Konzentrationsproblemen oder sogar Hirn-, Herz- und Lungenschäden klagen. Auch jüngere Menschen ohne Vorerkrankung können unter Long Covid oder dem Post-Covid-Syndrom leiden“, klärt Mario Wilke auf.
In der Gesellschaft habe sich vor allem der Begriff Long Covid etabliert, der stellvertretend eine Vielzahl von Symptomen zusammenfasst, die noch lange nach der eigentlichen Corona-Infektion auftreten. „In der Forschung wird noch einmal mehr differenziert, da das allgemeine Bild von Long Covid zu ungenau ist. Dort spricht man von Long Covid, wenn bis zu zwölf Wochen nach der Corona-Infektion noch Symptome bestehen. Alles nach drei Monaten benennt die Weltgesundheitsorganisation als Post Covid-Syndrom“, so Mario Wilke. Die Beschwerden des Post Covid-Syndroms sind mitunter so stark, dass die Menschen nicht mehr wie gewohnt ihrem Alltag nachgehen können. Grundsätzlich gelte allerdings, dass die tatsächlichen Langzeitfolgen noch nicht ausreichend erforscht sind. Was sich jedoch bereits jetzt abzeichne, ist, dass es kein einheitliches Krankheitsbild gibt, wie auch Mario Wilke betont: „Manche Menschen klagen über Herz-, Lungen- oder Darmprobleme, andere über Schlaf- und Konzentrationsstörungen und bei wiederum anderen kommt es im Zusammenhang mit Long Covid zu Depressionen. Auch berichten einige davon, sich allgemein krank zu fühlen, ohne konkrete Symptome zu haben.“
Generell können die Langzeitfolgen jede an Corona erkrankte Person treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Verlauf. Besonders häufig treten die Spätfolgen bei Menschen auf, die aufgrund der Erkrankung auf der Intensivstation lagen und meist länger brauchen, um sich zu erholen. So habe beispielsweise Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt Immunologie am Klinikum Schwabing in München, beobachtet, dass mehr als 80% der Schwererkrankten auch nach drei Monaten noch mit Problemen zu kämpfen haben. Mario Wilke fügt hierzu ergänzend an: „Wie bei vielen anderen Krankheiten spielt auch die körperliche Konstitution durchaus eine Rolle. Ein hohes Alter, Übergewicht oder Vorerkrankungen können ebenfalls Risikofaktoren darstellen, die zu Long Covid führen.“
Besonders häufige Symptome, die in Verbindung mit Long Covid genannt werden, sind unter anderem: starke Erschöpfung (58%), Kopfschmerzen (44%), Konzentrationsstörungen (27%), Haarverlust (25%), Atemnot (24%), Geruchsverlust (21%) und Geschmacksverlust (23%). In vielen Fällen treten die Symptome in einer Kombination auf, die von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann. „Manche davon lassen sich messen, andere wiederrum sind nur schwer feststellbar oder werden mitunter auch gar nicht mir der Covid-Erkrankung in Verbindung gebracht“, führt Mario Wilke an und geht näher auf die Spätfolgen ein: „Eine weitverbreite Folge, über die immer mehr Menschen klagen, ist, dass sie sich nach der Corona-Erkrankung dauerhaft müde und erschöpft fühlen – und zwar weit über das Normale hinaus. Bislang wurden diese Folgen noch wenig erforscht, aber aller Wahrscheinlichkeit nach handelt sich bei diesem Erschöpfungssyndrom um eine Multisystemerkrankung, die das Nerven-, Immunsystem und den Energiestoffwechsel betrifft.“ Neben körperlichen Folgen seien auch psychische Langzeitfolge nicht von der Hand zu weisen. Knapp ein Drittel der Corona-Patienten im Vereinigten Königreich leiden laut einer Studie des Fachmagazin „Lancet Psychatry“ unter psychischen Auffälligkeiten wie Psychosen und demenzähnlichen oder depressiven Störungen. Noch sei unklar, ob es sich um kurzfristige Erscheinungen oder dauerhafte Störungen handelt. „Wichtig ist jedoch, dass Menschen, egal von welchen Symptomen sie betroffen sind, sich Hilfe suchen“, betont Mario Wilke und rät betroffen Personen, sich an einen Arzt oder eine der Anlaufstellen für Post-Covid-Patienten zu wenden.
Insbesondere in der ersten Zeit nach der Corona-Erkranken sei es wichtig, auf den Köper und die Seele zu achten, wie Mario Wilke abschließend herausstellt: „Beim Auftreten von ersten Symptomen sollten Stresssituationen vermieden werden und es gilt darauf zu achten, wann der Körper Ruhe braucht. Dafür kann es hilfreich sein, sich den Alltag erstmal neu zu strukturieren und die Prioritäten richtig zu setzen.“