Wie geht es Dir? Gut! Und wie geht es Dir wirklich?

Worüber ich heute spreche bzw. schreibe, ist für mich mit vielen Emotionen verbunden und eines meiner großen Herzensthemen. Ich freue mich daher besonders, dass mein Klient Nils seine Geschichte mit uns teilt, denn sie ist meiner eigenen nicht unähnlich. Nils ist 39 Jahre alt, verheiratet, zweifacher Familienvater und leitender Angestellter in einem mittelständischen Industriebetrieb. Heute geht es ihm wirklich gut und er sprüht vor Energie, doch das war nicht immer so …

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Es ist sechs Uhr morgens, mein Wecker klingelt. Ich fühle mich wie gerädert, habe kaum geschlafen und der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, ist: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr!“ Eigentlich will ich nur im Bett bleiben und weiterschlafen. Dann drückt sich ein Ellbogen in meine Rippen. „Du musst aufstehen“, sagt meine Frau und ich quäle mich aus dem Bett. Sie weiß nichts von meinen Gedanken, denn ich will stark sein – für sie und meine Kinder. Ich zwinge mich ins Bad, erschrecke vor meinem Spiegelbild und dann setze ich meine gut gelaunte, lächelnde Maske für die Außenwelt auf.

Niemand weiß, wie es mir im inneren geht

Ein letztes Durchatmen, bevor ich aus dem Auto steige. Ich winke einem Kollegen zu und lächle freundlich, obwohl ich innerlich schreien möchte. „Wie geht´s dir heute?“, begrüßt mich meine Sekretärin, doch eine ehrliche Antwort gebe ich natürlich nicht. Ein schlichtes „Gut, wie immer …“ reicht. Ich schließe die Bürotür und möchte am liebsten losschreien. Die Arbeit stapelt sich, ich bin überfordert und schon klopft ein Mitarbeiter an meine Tür – das Personalgespräch hatte ich vollkommen vergessen. Also setze ich wieder meine Maske auf, rette mich mit Floskeln durch das Gespräch, denn vorbereitet habe ich mich nicht. Nach einer Stunde geht er dann endlich. Kaum sitze ich, klingelt das Telefon. Sandra aus der Buchhaltung meldet sich krank, sie hat sich bei einem Sportunfall das Bein gebrochen und wird wohl die nächsten Wochen ausfallen. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, wie schön sie es hat. Könnte mir nicht auch so etwas passieren? Nichts lebensbedrohliches, vielleicht nur eine kleine Verletzung, die mir zwei oder drei Wochen Pause ermöglicht.

Immer weiter funktionieren …

Mir ist natürlich nichts passiert, also funktioniere ich immer weiter, schließlich habe ich eine große Verantwortung, muss meine Familie ernähren, für meine Mutter da sein, seit Vater gestorben ist und ihr unter die Arme greifen. Ich muss selbst Papa für meine Kinder sein. Also mache ich einfach weiter. Meine höchste Priorität liegt darin, dass niemand mitbekommt, wie schlecht es mir eigentlich geht. Nach außen bin ich kompetente Führungskraft, liebender Ehemann, lustiger Papa, hilfsbereiter Sohn – doch innen fühle ich mich leer, ausgebrannt, fast schon Tod. Maske auf, Autopilot an war meine Devise. Die Tatsache, dass ich manchmal heimlich weine oder mir – während ich alleine Auto fahre – die Seele aus dem Leib schreie, sollte niemand mitbekommen. Ich lief auf Hochtouren, doch eines Tages ging nichts mehr. Ich konnte einfach nicht mehr aufstehen, brach zusammen. Obwohl ich wusste, dass ich schon viel früher hätte etwas unternehmen müssen, traf mich der Burn-out zwar wenig überraschend, aber dennoch mit voller Wucht. Das ist jetzt fünf Jahre her.

Mut, die eigene Situation anzusprechen

Die Geschichte von Nils berührt mich immer wieder aufs Neue, denn ich habe fast das gleiche durchgemacht und weiß, wie sich diese Situation anfühlt. Wir leben in einer Gesellschaft des „Müssens“ – wir müssen Leistung bringen, wir müssen abliefern, wir müssen all unseren Rollen gerecht werden, wir müssen funktionieren. Und doch schreien innerlich so viele Menschen wie nie nach Hilfe. Die psychischen Erkrankungen nehmen immer mehr zu und viele sehnen sich nach einer Auszeit, nach einer Pause vom Beruf und manchmal auch vom Leben. Aber sie ertragen lächelnd jeden Tag, denn leider ist es heute teilweise noch immer so, dass Überforderung und Burn-out mit Schwäche gleichgesetzt werden und gerade beruflich und privat erfolgreiche Menschen das Bild im Kopf haben, dass sie keine Schwäche zeigen dürfen. Es fehlt ihnen der Mut zuzugeben, dass sie Ängste haben, besorgt sind oder einfach nicht mehr können. Ich kann nur jedem, dem es so geht, raten, sich frühzeitig Hilfe zu suchen, damit es nicht so weit kommt wie bei Nils, der eines Tages zusammenbrach.

Zurück zum selbst

Allzu oft bleiben wir selbst im Alltag auf der Strecke. Alles dreht sich um die Familie, den Job und andere Menschen. Ich möchte jetzt nicht dazu aufrufen, alles auszublenden und zum kompletten Egoisten zu werden. Sondern ich möchte Sie ermuntern, wieder zu sich selbst zu finden. Insbesondere, wenn Sie spüren, dass der Alltag Sie zunehmend belastet, Sie das Gefühl haben, an Grenzen zu kommen, dann sollten Sie handeln, bevor es zu spät ist. Gerne unterstütze ich Sie dabei, Ihre verschiedenen Lebensbereiche auszugleichen, Strukturen zu schaffen und so wieder zu mehr Lebensqualität und Glück zu kommen. Dann können auch Sie bald wie mein Klient Nils auf die Frage „Wie geht es Dir?“ mit voller Überzeugung „sehr gut““ antworten.